Miniimplantate oder durchmesserreduzierte Implantate stellen eine Therapieoption bei sehr schmalem Kieferknochen dar, wenn kein Knochenaufbau zur Verbreiterung des Knochenlagers gewünscht wird. Durch eine langjährige Tragezeit von Totalprothesen kommt es bei vielen Patienten zu einem Verlust der Haltewirkung mit erheblicher Beweglichkeit der Prothesen. Als Folge davon bilden sich an der Mundschleimhaut schmerzhafte Druckstellen, so dass die Prothesen beim Essen und Sprechen als störend empfunden werden. Die Ursache dieser Probleme liegt in einer fortlaufenden Rückbildung des Kieferknochens mit der darüber liegenden Mundschleimhaut aufgrund von unphysiologischen Druck-Mikrobewegungen der Prothesen während der Tragezeit.
Hier kann eine Therapie mit Miniimplantaten helfen und den Patienten die verloren gegangene Lebensqualität zurückbringen. Das Standardvorgehen sähe hierbei einen umfangreichen Knochenaufbau zur Verbreiterung und/oder Erhöhung des Kieferkamms vor, um ein geeignetes Knochenlager für Standardimplantate zu schaffen. Da eine solche Behandlung nicht nur zeitaufwendig und teuer ist, sondern auch mit einer erheblichen Leidensbereitschaft einhergeht, wird sie von vielen Patienten abgelehnt. Abhilfe können sogenannte Miniimplantate schaffen, die in einteiliger Bauweise angefertigt werden und ein selbstschneidendes Gewinde aufweisen. Diese Konstruktionsprinzipien beinhalten den Vorteil, dass es nur eines schmerzarmen minimalivasiven chirurgischen Eingriffs bedarf, sie in der Regel sofort versorgt werden können und die Gefahr der mikrobiellen Besiedlung des Implantatinnenkörpers nicht gegeben ist. In den USA sind sie seit den 1970'er Jahren zugelassen und in Verwendung. Als Standardversorgung können im Oberkiefer 6 Miniimplantate + herausnehmbarer Zahnersatz und im Unterkiefer 4 Miniimplantate + herausnehmbarer Zahnersatz angesehen werden.
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Miniimplantate sind durchmesserreduzierte Implantate mit einem Durchmesser von 1,8 mm bis 2,9 mm. Im Vergleich dazu besitzen Standardimplantate einen Durchmesser von 3,5 mm - 4,5 mm.
Sie besitzen ein selbstschneidendes Gewinde, welches in der Lage ist, wie eine Holzschraube, ohne Vorbohrung in die tiefen Anteile des Kieferknochens vorzudringen.
Sie werden als einteilige Implantate konstruiert, so dass der knöcherne Anteil und der Anteil, der den Zahnersatz trägt aus einem Stück gefertigt werden.
Die Kopplung an den Zahnersatz erfolgt über ein Druckknopfprinzip durch ein Kugelkopfverbindungselement am Implantat.
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Bei langjähriger Zahnlosigkeit und schweren Formen der Zahnbetterkrankung (Parodontitis) mit starkem Verlust des Kieferknochens, wenn keine knochenaufbauenden Massnahmen gewünscht werden.
Bei Einzelzahnlücken mit einem verminderten Platzangebot. Gerade in der Unterkieferfrontzahnregion oder durch Zahnverschiebungen kann der Abstand der, die Lücke begrenzenden, Zahnwurzeln eine Standardimplantation verhindern.
Als provisorische Implantate zur Aufnahme eines provisorischen Zahnersatzes, um den gesetzten Standardimplantaten eine belastungsfreie Einheilzeit zu gewährleisten.
Im erweiterten Rahmen von kieferorthopädischen Behandlungen.
Aus wirtschaftlichen Gründen, wenn eine Therapie mit Standardimplantaten den eigenen finanziellen Rahmen sprengen würde.
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Als Vorteile dürften die weitaus geringeren Kosten einer solchen Behandlung durch eine vereinfachte Implantation und geringere Materialkosten für die Implantate und den Zahnersatz, der Wegfall von Knochenaufbauten, die sofortige Belastung der Implantate und die atraumatischere chirurgische Behandlung gelten.
Nachteil ist die eingeschränkte Verwendbarkeit die sich auf schmale Kieferkämme begrenzen sollte. Eine höhere Verlustrate der Miniimplantate, die von einigen Autoren angegeben wird, konnte durch uns in den letzten zehn Jahren (bei engmaschiger Indikationsstellung) nicht beobachtet werden.